Sicherheit Sterilisation der Frau

Keine absolute Sicherheit durch Sterilisation

Die Sterilisation der Frau bietet zwar als Verhütungsmethode eine hohe Sicherheit, doch seit einer großen prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie in den USA (CREST) an 10.685 Frauen, welche 1996 von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) durchgeführt wurde, weiß man, dass die Anzahl der Schwangerschaften trotz Sterilisation höher liegt, als vermutet. Gerechnet auf fünf Jahre ergaben die CREST-Daten eine statistische Wahrscheinlichkeit, dass sich von 1000 Frauen, die sich sterilisieren lassen, 13 trotz Sterilisation schwanger werden, bezogen auf alle Sterilisationsmethoden zusammen. Im Vergleich dazu kam es, ebenfalls auf einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet, mit einer Kupferspirale zu 14 ungewollten Schwangerschaften. Auf Basis dieser Daten sind die Versagerraten der Tubensterilisation ungefähr vergleichbar mit denen eines IUD (Spirale)1, wenngleich die Risiken für den mit einer Sterilisation verbundenen Eingriff ungleich höher sind, als bei dem Einsetzen einer Spirale.


Die Sicherheit der Sterilisation in Deutschland

Bisher gibt es in Deutschland keine Daten bezüglich der Sicherheit der Sterilisation der Frau, die ähnlich aussagekräftig sind, wie die der CREST-Studie aus den USA. Zuverlässige Daten über die Sicherheit der Sterilisation der Frau in Deutschland würden sich nur über eine prospektive Multicenter-Langzeitstudie mit einer großen Anzahl von sterilisierten Teilnehmerinnen ermitteln lassen. Um ein besseres Gefühl für die Sicherheit der Sterilisation der Frau in Deutschland zu bekommen, wurde in den Jahren 2000 und 2001 eine retrospektive Pilotstudie an zwei Laparoskopiezentren in Deutschland durchgeführt. Dafür wurden Patientinnen, die sich in der Vergangenheit in einem der Zentren einer Tubensterilisation unterzogen hatten, ein Fragebogen zugesendet. Die Auswertung der zurückgesendeten Fragebögen ergab zwischen 0,69 % - 1,57 % Sterilisationsversager2. Dementsprechend kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Anzahl ungewollter Schwangerschaften nach laparoskopischer Sterilisation der Tuben in Deutschland höher liegt als bisher angenommen. Fachgesellschaften wie die Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Endoskopie (AGE) und die International Planned Parenthood Federation (IPPF) empfehlen, an einer Sterilisation interessierte Patientinnen bezüglich der Sicherheit auf eine mögliche Versagerquote von 1- 2 % hinzuweisen3. Bei der näheren Betrachtung dieser Zahlen und im Hinblick auf die Risiken und möglichen psychischen Folgen, sollte vor einer Sterilisation unbedingt abgewogen werden, ob eine Langzeitverhütung wie die GyneFix®-Kupferkette oder eine andere Spirale, nicht die bessere Alternative bedeuten könnte.


Sicherheit der Methoden zur Steriliation

Das Zusammenpressen der Eileiter durch Clips (Clip-Methode) bietet die geringste Sicherheit als Methode zur Sterilisation der Frau4. Statistisch treten 36,5 Schwangerschaften gerechnet auf 1.000 Clip-Sterilisationen auf5. Mit der Sicherheit der Essure®-Methode hat man sich in den Niederlanden befasst, wo zwischen 2002 und 2008 bei 6.000 Sterilisationen nach dem Essure®-Verfahren 10 Schwangerschaften beobachtet wurden. Gynäkologische Fachverbände geben für die Sterilisation der Frau einen Pearl-Index zwischen 0,2 – 5,4 an6, während pro familia für die Sterilisation der Frau einen Pearl-Index von 0,2 – 0,3 veröffentlicht7.


Unterschiedliche Faktoren beeinflussen die Sicherheit

Die CREST-Daten haben gezeigt, dass die Sicherheit der Sterilisation unter anderem vom gewählten Sterilisationsverfahren abhängig ist. Ebenfalls ist die durch eine Sterilisation der Frau zu erzielende Sicherheit auch von der Erfahrung und dem Können des operierenden Arztes abhängig8. Zu berücksichtigen ist, dass die in der CREST-Studie betrachteten Daten sich vorrangig auf in den 1980er Jahren durchgeführte Sterilisationen in den USA beziehen. Der Entwicklungsstand und die medizinische Technik haben sich in der Zwischenzeit stark verbessert, sodass allein dadurch von einer Steigerung der Sicherheit bei der Sterilisation der Frau nach modernen Verfahren auszugehen ist.


Das Alter der Frau beeinflusst die Sicherheit

Die erzielbare Sicherheit der Sterilisation wird neben der angewandten Methode und der Erfahrung des durchführenden Mediziners auch vom Alter der Frau beeinflusst. Je jünger die Frau zum Zeitpunkt der Sterilisation ist, desto mehr muss mit dem Risiko einer Schwangerschaft trotz Sterilisation gerechnet werden. „Jüngere Frauen haben eine höhere Versagerwahrscheinlichkeit, die bei Sterilisationen im Alter unter 30 Jahren bis zu 3 % betragen kann.“9  Eine Schwangerschaft trotz Sterilisation der Frau, kann auch noch Jahre nach dem Eingriff auftreten10.  In vielen Fällen kommt es zu einer Schwangerschaft trotz Sterilisation durch die sogenannte Rekanalisation, weil sich Gebärmutter und Eierstock über neue Wege unbemerkt wieder miteinander verbinden.

 


  1. ACOG Practice Bulletin in Obstetrics & Gynecology 102/2003, S. 647 - 653
  2. K. Kolmorgen, R. Lueken, A. Pfeiffer: Schwnagerschaften nach laparoskopischer bipolarer Tubensterilisation – Fachzeitschrift FRAUENARZT Nr. 6/2002 S. 675
  3. pro familia Familienplanungs-Rundbrief Nr. 2, August 2011 S. 4
  4. pro familia Broschüre „Sterilisation“ 15. Auflage 2013
  5. DGGG-Leitlinien „Empfängnisverhütung“ AWMF 015/015 Stand August 2008 S. 42 auf Basis der CREST-Studie
  6. Quelle: http://www.ag-endoskopie.de/patientinnen/sterilisation?showall=1
  7. Qelle: http://www.profamilia.de/erwachsene/verhuetung/pearl-index.html
  8. Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie (AGE) zu Artikel „Schwangerschaften nach laparoskopischer bipolarer Tubensterilisation“ erschienen in der Fachzeitschrift FRAUENARZT Nr. 6/2002
  9. Pro familia Familienplanungs-Rundbrief Nr. 2, August 2011 S. 4
  10. pro familia Familienplanungs-Rundbrief Nr. 2, August 2011 S. 3